Busgeschichten, erster Teil
„Eine Busfahrt, die ist lustig, eine Busfahrt, die ist schön“, ach nein, das ging irgendwie anders. „Seefahrt“ heißt es in dem bekannten deutschen Volkslied. Entweder gab es, als es komponiert wurde, noch keine Busse, oder aber man wusste damals schon um das eingeschränkte Spaßpotential einer Stadtbusfahrt der heutigen Zeit. An dem, was ich als Passagier im öffentlichen Personennahverkehr erlebe, werde ich euch von nun an gelegentlich teilhaben lassen.
Los geht es mit einem orientierungslosen Busfahrer und einer aufdringlichen Kinderschar.
Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber offenbar kann man sich in unserer Stadt angenehm überschaubarer Größe tatsächlich verfahren. Jedenfalls hat es der mich gestern chauffierende Buslenker geschafft zunächst eine falsche Bushaltestelle anzusteuern um anschließend an der nächsten Kreuzung geradeaus, statt linksrum zu fahren. Ist es mangelnde Ortskenntnis, oder einfach vorweihnachtliche Gedankenversunkenheit? Ich werde es nie erfahren.
Wir fahren also einen fünfzehnminütigen Umweg, werden aber als Fahrgäste freundlicherweise vom Busfahrer in die Entscheidung, zurück zu der verpassten Straßeneinfahrt zu fahren, einbezogen. Ich frage mich, was er gemacht hätte, wenn wir seinen Vorschlag abgelehnt hätten.
Back on Track steuert der Lenkraddreher die nächste planmäßige Haltestelle an. Hier kommt schon bei der Anfahrt Freude auf, als ich die Meute Kindergartenkinder auf den Bus wartend an ihr stehen sehe.
Der Bust stoppt, die Türen öffnen sich, die halbgroßen Menschen stürmen herein. Ich sitze in einem „Viererplatz“, besetze aber nur einen. Demnach sind ein Platz neben mir und zwei gegenüber frei. Gewesen. Jetzt werden die drei freien Plätze von fünf Kindern okkupiert. Genauso, wie mein persönlicher Distanzbereich. Mit Musik auf den Ohren höre ich die Kinder fast nicht. Aber die aufdringliche Kontaktfreudigkeit des kleinen Mädchens neben mir zwingt mich meinen ablenkenden Hörgenuss zu unterbrechen und sie freundlich darauf hinzuweisen, dass der Platz neben ihr durch mich besetzt ist und sie rein physikalisch keine Chance hat dort zu sitzen, wo ich sitze. Mein Vater sagte dazu immer „wo ein Körper ist, kann kein anderer sein“, ein Gesetz der klassischen Physik. Mit großen, leeren, aber fröhlichen Augen werde ich fragend angesehen. Okay, das war jetzt keine ganz altersgerechte Ansage denke ich mir. Wäre auch egal gewesen, wenn sie denn zielführend gewesen wäre. Am Konjunktiv merkt ihr, dass dies nicht der Fall war. Die kleine Nervensäge neben mir rückt zwar ein Stück ab, startet aber umgehend ein Gespräch. Dies ruft auch ALLE anderen Kinder in Hörweite auf den Plan. Was bei dem Krach, den sie bis dahin gemacht haben, verwunderlich ist. Gemeinsam fragen sie mich nach meinem Alter und meinem Namen. Ich verweigere die Aussage und meine Rettung steht an der nächsten Kreuzung: Ein Unfall, mit Feuerwehr und Rettungswagen. Auch wenn es zynisch ist den Unfall für meine Zwecke zu nutzen, darauf hingewiesen habe ich die kleinen Quälgeister überlistet, sie abgelenkt. Schnell stecke ich mir meinen In-Ear-Kopfhörer wieder ins Ohr und richte meinen Blick aus dem Fenster. Die nächsten drei Haltestellen, werde ich in Ruhe gelassen. Keine körperliche, oder kommunikative Aufdringlichkeit mehr, bis der Kindergartentrupp den Bus verlässt. Der Rest der Fahrt verläuft dann, zu meiner Freude, ohne weitere Vorkommnisse.
*muahaha*… zu geil! Die von dir beschriebene Episode ist mir nur allzu bekannt, wobei ich die Verfahrerei des Busfahres und die kommunikativen Kinder auf verschiedenen Fahrten erleben durfte. Und die Verfahrerei natürlich einmal auf dem Weg zur Arbeit! Und dann versuch mal DAS deiner Chefin zu erklären! 😉
😉 das war bestimmt spaßig. Wo Busfahrer doch unfehlbar sind.